Dekubitus (Wundliegen) – Ursachen, Symptome und Behandlung

Was ist ein Dekubitus?

„Ein Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, typischerweise über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder Druck in Verbindung mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind, deren Bedeutung aber noch zu klären ist".

Quelle: European Pressure Ulcer Advisory Panel and National Pressure Ulcer Advisory Panel. Prevention and Treatment of pressure ulcers: quick reference guide. Washington DC: National Pressure Ulcer Advisory Panel; 2014

Wie entsteht ein Dekubitus?

Häufig ist Druck durch eine anhaltend gleiche Sitz- oder Liegeposition eine der Ursachen für einen Dekubitus, daher wird er umgangssprachlich auch Wundliegen genannt. Bei lang anhaltender Liege- oder Sitzposition kommt es zu einer konstanten Belastung einzelner Hautpartien, insbesondere über knöchernen Körper Vorsprüngen, was zu einer Durchblutungsstörung führt. Die Folge sind Haut- und Gewebeschäden, da die Hautzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Während zunächst nur die oberste Hautschicht betroffen ist, bei der eine sichtbare Hautrötung auftritt, kann sich die Schädigung bei weiter anhaltendem Druck in tiefere Gewebeschichten ausbreiten. Wenn der Druck nicht schon bei der ersten Rötung vollständig vermieden wird, drohen massive Schäden.

 

Auch Scherkräfte tragen oft zur Entstehung eines Dekubitus bei. Ein Scherkraft-bedingter Dekubitus kann z. B. durch Ziehen, Umdrehen und Lagern des Betroffenen entstehen. Es werden Hautschichten gegeneinander verschoben. Eine Scherung bewirkt eine Verdrillung der Blutgefäße und unterbindet somit die Blutzirkulation.

Es gibt diverse Risikofaktoren, die einen Dekubitus begünstigen. Diese werden unterschieden in intrinsische (im Patienten begründete) und extrinsische (von der Umwelt beeinflusst) Risikofaktoren.

Zu den intrinsischen Risikofaktoren eines Dekubitus gehören u.a.:

Alter
Exsikose (Austrocknung des Körpers)
Reduzierte Mobilität
Gewicht
Stoffwechselerkrankungen
Neurologische Erkrankungen
Sensibilitätsstörungen
Mangelernährung
Inkontinenz
Infektionen

Zu den extrinsischen Risikofaktoren eines Dekubitus gehören u.a.:

Reibungs-und Scherkräfte
Hebe- und Lagerungstechnik
Medikamente
Feuchtigkeit
Körperhygiene 

 

 

Dekubitus Stellen Entstehung

Wo entsteht ein Dekubitus?

Primär entsteht ein Dekubitus an knöchernen Vorsprüngen des Körpers z.B. Kreuzbein, Fersen, Schulterblätter, Hinterkopf, Sitzbeinhöcker, Trochanter und Ohr.

Am häufigsten entsteht ein Dekubitus im Sakralbereich und an den Fersen.

 

Wie wird ein Dekubitus kategorisiert?

Ein Dekubitus wird in eine von vier Kategorien eingeteilt. Um frühzeitig festzustellen, ob ein Dekubitus vorliegt, können Sie ganz einfach den Fingertest anwenden. Drücken Sie dazu für einige Sekunden auf die Hautrötung.

Bildet sich ein weißer Rand um die Rötung liegt kein Dekubitus vor.
Verbleibt nach Heben des Fingers kurzzeitig ein weißer Fleck auf der Rötung, besteht ein Dekubitusrisiko (es liegt noch kein Dekubitus vor).
Ist die Rötung „nicht wegdrückbar", d.h. sie bleibt auch bei Druck und es verändert sich nichts am Aussehen, liegt ein Dekubitus vor. Spätestens jetzt müssen Maßnahmen ergriffen werden.

Folgende Kategorien gibt es:

Dekubitus Kategorie 1

  • Nicht wegdrückbare Hautrötung

Dekubitus Kategorie 1

Illustration und Beschreibung mit ausdrücklicher Genehmigung von NPUAP (National Pressure Ulcer Advisory Panel), vom 19. Juli 2017.

Dekubitus Kategorie 2

  • Teilverlust der Haut oder Blasenbildung, oberflächlicher Hautdefekt oder Hautabschürfung
  • Zeigt sich als glänzendes oder trockenes, flaches Ulcus (Geschwür) ohne nekrotisches (abgestorbenes) Gewebe oder Blutergüsse
  • Blutergüsse weisen auf eine tiefe Gewebeschädigung hin

Dekubitus Kategorie 2

Illustration und Beschreibung mit ausdrücklicher Genehmigung von NPUAP (National Pressure Ulcer Advisory Panel), vom 19. Juli 2017.

Dekubitus Kategorie 3

  • Verlust aller Hautschichten und Schädigung oder Nekrose (abgestorbenes Gewebe) des subkutanen Gewebes, die bis auf den drunter liegenden Muskel reichen kann
  • Die Tiefe eines Kategorie 3 Dekubitus kann variieren, je nach Lokalisation
  • Knochen und Sehnen sind nicht sichtbar oder tastbar

Dekubitus Kategorie 3

Illustration und Beschreibung mit ausdrücklicher Genehmigung von NPUAP (National Pressure Ulcer Advisory Panel), vom 19. Juli 2017.

Dekubitus Kategorie 4

  • Verlust aller Hautschichten mit ausgedehnter Zerstörung, Gewebsnekrose oder Schädigung von Muskeln, Knochen oder Sehnen
  • Die Tiefe eines Kategorie 4 Dekubitus kann variieren, je nach Lokalisation
  • Knochen und Sehnen sind sichtbar

Dekubitus Kategorie 4

Illustration und Beschreibung mit ausdrücklicher Genehmigung von NPUAP (National Pressure Ulcer Advisory Panel), vom 19. Juli 2017.

Dekubitus keiner Kategorie/ keinem Stadium zuordenbar: Tiefe unbekannt

  • Vollständiger Gewebeverlust, bei dem die Basis des Ulcus von Belägen (gelb, hellbraun, grau, grün oder braun) und/oder Schorf im Wundbett bedeckt ist
  • Wirkliche Tiefe kann nicht festgestellt werden aufgrund von Schorf
  • Stabiler Schorf an den Fersen dient als „natürlicher (biologischer) Schutz des Körpers" und sollte nicht entfernt werden

Dekubitus Tiefe unbekannt

Illustration und Beschreibung mit ausdrücklicher Genehmigung von NPUAP (National Pressure Ulcer Advisory Panel), vom 19. Juli 2017.

Vermutete tiefe Gewebeschädigung: Tiefe unbekannt

  • Livider oder rötlich brauner, lokalisierter Bereich von verfärbter, intakter Haut oder blutgefüllte Blase aufgrund einer Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes durch Druck und/oder Scherkräfte
  • Dieser Bereich kann schmerzhaft, fest, breiig, matschig und im Vergleich zu dem umliegenden Gewebe wärmer oder kälter sein
  • Es kann sich eine dünne Blase über einem dunklen Wundbett bilden
  • Auch unter optimaler Behandlung kann es zu einem rasanten Verlauf unter Freilegung weiterer Gewebeschichten kommen

Dekubitus vermutlich tiefe Gewebeschädigung

Illustration und Beschreibung mit ausdrücklicher Genehmigung von NPUAP (National Pressure Ulcer Advisory Panel), vom 19. Juli 2017.

Wie wird ein Dekubitus behandelt?

Zunächst wird man eine Wundbegutachtung und Dokumentation wie folgt vornehmen:

Lokalisation (Fotodokumentation)
Klassifizierung der Dekubituskategorie
Größe des Dekubitus
Untersuchung auf Taschenbildungen
Beschreibung der Wundheilungsphase
Beschreibung der Wundränder und Wundumgebung
Wundanamnese: Grunderkrankung des Patienten, Dekubitusrisikoerhebung, Ernährungsstatus, Medikamente, Störfaktoren der Wundheilung, Schmerzerhebung

Im Anschluss wird ein Behandlungplan mit den an der Therapie beteiligten Personen (z.B. Fachpflegekraft, Wundberatung u.a.) erstellt. Die Behandlung wird unterteilt in Lokal- und Kausaltherapie, wobei beide Therapien parallel erfolgen. Nur so kann der Dekubitus erfolgreich behandelt werden.

Zur Lokaltherapie gehört:

Nekrosen Entfernung/ Débridemen
Infektionsbekämpfung
Phasengerechte Wundversorgung
Feuchte Wundbehandlung
Wundkonditionierung

Zur Kausaltherapie gehört:

Vollständige Druckentlastung
Ernährungsverbesserung
Schmerztherapie
Verbesserung des Allgemeinzustands
Einsetzen geeigneter Hilfsmittel wie Sitzkissen, Matratzen, Wechseldrucksysteme

Sollte sich keine Besserung einstellen oder die Heilung stagnieren, sollte der Behandlungsplan ggf. angepasst werden.

Wie vermeide ich einen Dekubitus?

Dekubitusprophylaxe ist wichtig für pflegebedürftige Menschen, insbesondere wenn sie bettlägerig sind. Lassen Sie sich bei der Risikoeinschätzung durch geschultes Fachpersonal unterstützen.

Man sollte möglichst gewebeschonende Bewegungs-, Lagerungs- und Transfertechniken einsetzen. Regelmäßige Positionswechsel sind essenziell für die Dekubitusprophylaxe und beugen einem Dekubitus vor. Regelmäßige Hautpflege und Hautinspektionen beugen Dekubitus ebenfalls vor. Achten Sie auf vollwertige Ernährung beim Patienten und sorgen für ein angenehmes Bettklima. 

 

 

Anti-Dekubitus Hilfsmittel wie Sitzkissen, Matratzen und Wechseldrucksysteme sind auch zur Dekubitus-Prophylaxe zu empfehlen. Um eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten, sollten alle, die an der Versorgung des Betroffenen beteiligt sind, eine Anleitung und Schulung erhalten. Anti-Dekubitus-Hilfsmittel ersetzen nicht die regelmäßige Umlagerung des Betroffen. Überprüfen Sie regelmäßig die Effektivität Ihrer Maßnahmen, um eventuell weitere Maßnahmen zu ergreifen oder Ihre Maßnahmen anzupassen.

 

Bei Fragen zu unseren Anti-Dekubitus Hilfsmitteln hilft Verbrauchern ihr Sanitätshaus gerne weiter.

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